Wann: 01.02. 15:00 + 02.02 – 05.02. jew. 10:00
Wo: tanzhaus nrw
Porträtbericht Barbara Fuchs: „Ich würde nicht tauschen wollen!“ von Ann-Kathrin
Klein und zierlich. Barbara Fuchs ist keine imposante Gestalt. Es ist etwas nicht Greifbares, nicht Sichtbares, was ihr trotzdem eine Präsenz einräumt. Wenn man sie auf der Bühne sieht, verstärkt sich der Eindruck noch. Sie kann eigentlich gar nichts anderes als Künstlerin sein. Sie wollte aber auch nie etwas anderes machen. „Wieso sollte ich einen normalen Beruf haben, wenn ich das machen kann, was mir so viel Spaß macht?“ Man ist am glücklichsten, wenn man die Berufung zum Beruf macht. Trotzdem sieht Barbara Fuchs auch die anstrengende Seite des freien Daseins: „Die Freiberuflichkeit hat ihre Tücken, es ist nicht immer einfach.“
Probleme, die viele freie Künstler und Journalisten kennen: unbeständiges Einkommen, minimale Renteneinzahlung, Unsicherheit; wenn es an die Familienplanung gehen soll, Krankenversicherung und was eigentlich tun im Krankheitsfall, so ohne garantiertes Gehalt? Die Frage nach der unmittelbaren Zukunft stellt sich also für viele, nicht nur für Barbara Fuchs. Was wird nächste Woche, nächsten Monat, nächstes Jahr? Viel wichtiger ist jedoch die Frage nach der Zukunft, die noch in scheinbar weiter Ferne liegt. Was ist mit meiner Rente? Was ist, wenn ich krank werde? Oder mein Partner? Werde ich mein Leben lang gearbeitet haben und trotzdem kaum genug zum Leben haben, wenn ich nicht mehr arbeiten kann „Momentan habe ich eine lächerliche Rentenerwartung, ich bin also gezwungen, mich privat um meine Rente zu kümmern.“ Gerade das ist in Zeiten von demographischem Wandel ja schon für all die Arbeitnehmer ein Problem, die ganz normal im Angestelltenverhältnis sind. Für Freiberufler und Selbstständige ist die Verantwortung noch größer. Jeder ist glücklich über den stetigen medizinischen Fortschritt, eine höhere Lebenserwartung und den langsamen Wandel der Gesellschaft, ältere Menschen stärker zu integrieren. Doch sollte die Zeit nach der Arbeit nicht eine Zeit der Entspannung sein, um das Leben zu genießen? Niemand sollte sich in dieser Zeit um seine Existenz sorgen müssen.
All dies ist selbstverständlich eine Diskussion, die politisch und gesellschaftlich geführt werden muss, man kann sie nicht hier festmachen und das sollte man auch gar nicht. Wenn man seine Berufung zum Beruf macht und das zufällig die Freiberuflichkeit ist, lässt man sich davon nicht aus Angst abbringen. Gerade dafür ist Barbara Fuchs ein Paradebeispiel: „Es ist nicht immer einfach, aber ich wollte nie etwas anderes machen.“ Trotz der Schwierigkeiten und Unsicherheiten ist sie erfolgreich und glücklich mit dem, was sie tut. Sie zeigt, dass mehr Eigenverantwortung kein unüberwindbares Problem darstellt, dass es trotzdem richtig und wichtig sein kann, Risiken auf sich zu nehmen, um den Beruf zu wählen, in dem man arbeiten möchte. Und vor allem zeigt sie, dass man manchmal auch gar nichts anderes sein kann, als das, was man ist, wenn man glücklich sein möchte. Und den Eindruck vermittelt Barbara Fuchs ganz bestimmt.