Work it – Eine Reportage über die „Physical Introduction“ der Tanzaufführung „Rōnin – made in Germany“ von Kunthanee
„Rōnin – made in Germany“ ist eine Produktion von E-Motion/Takao Baba, koproduziert durch das tanzhaus nrw im Rahmen von Take-off: Junger Tanz. Der Düsseldorfer Choreograf mit japanischen Wurzeln, Takao Baba, stellt in diesem Stück die Bi-Kulturalität in den Mittelpunkt und verbindet die Tanzformen des HipHops mit den Ausdrucksformen des zeitgenössischen Tanzes. Vor der Tanzaufführung bietet das tanzhaus nrw am Samstag, den 31.01.2015, von 18:00 bis 19:00 Uhr, kostenlos eine „Physical Introduction“ dazu an. Vorerfahrung ist nicht nötig. Jeder Besucher ist willkommen!
Gespannt mache ich mich auf den Weg. Ich habe die Vorstellung, dass die Einführung nicht nur völlig überlaufen sein wird, sondern dass ich einen Raum vorfinden werde, voll mit jungen Menschen. Ich bin überrascht, dass ich eine kleine, überschaubare Gruppe vorfinde. Zunächst stellt jeder von uns, in einem großen Kreis, sich mit seinem kulturellen Hintergrund vor. Die Gruppe ist also nicht nur im Alter bunt gemischt.
Anja Bornšek, eine erfahrene Tanzpädagogin, Absolventin der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, leitet den Kurs. Sie redet auf Englisch mit uns, versteht aber gut Deutsch. Unterstützung bekommt sie hierbei von einer Mitarbeiterin des Tanzhauses, die ebenfalls mitmacht und das Ganze auch auf Deutsch für die Gruppe übersetzt.
„Jetzt schließen wir alle unsere Augen.“ In der ersten gemeinsamen Übung sollen wir uns verinnerlichen, wie wir uns als Frau, Mann, Kind, Deutscher, Japaner, Türke, Kampfsportler usw. fühlen und versuchen dies in unserer Körperhaltung und danach im Gang auszudrücken. Die Physical Introduction stellt ein körperliches sowie ein geistiges Warm-up der Tanzaufführung dar. Es folgen viele Partnerübungen, beispielsweise in Form von „shadow dance“: Einer macht langsam und einfache Bewegungen vor, völlig frei ausgedacht, und der Partner stellt, wie ein Schatten, diese Bewegungen nach.
Die Kursleiterin erklärt uns, ein Prinzip des HipHop-Tanzes anhand einer Übung, in der wir Freestyle jeweils getrennt den Kopf, die Arme oder Füße bewegen. Einfach genial vermittelt! Jeder einzelne von uns lernt auf einfachste Art und Weise die Körperisolation im HipHop-Tanz.
Daraufhin erarbeiten wir zusammen eine kleine Choreografie. Jeder von uns überlegt sich schnell einen kurzen Tanzschritt oder eine Bewegung, die ihn persönlich ausmacht. Man sieht Alltagsbewegungen und -gestiken. Jeder bringt seine Individualität mit in den Tanz hinein. Von dem lässigen Autofahrer, der mit einer Hand am Lenkrad lenkt und mit der anderen Hand am Handy telefoniert, bis hin zu einer Frau, die sich ihre Frisur richtet, ist alles dabei. Prompt hat jeder von uns seine ganz individuelle Bewegung. Es wird viel gelacht und jeder strahlt gute Laune aus. Bis auf die letzten zehn Minuten war alles, was wir gemacht haben sehr viel Freestyle. Gemeinsam stellen wir zum Schluss eine super Choreografie auf die Beine, die wir, wie eine rhythmische Kettenreaktion, in einer Linie tanzen. Im Endergebnis passen die zusammengefügten, selbst erarbeiteten, unterschiedlichen Tanzschritte sogar perfekt zu dem gespielten Lied von Missy Elliott – Work it. Mit viel Spaß und der Möglichkeit zur Eigengestaltung verbunden ist das neue Vermittlungsformat der Physical Introduction, die Besuchern spielerisch einen Einblick in die Arbeitsweise eines Choreografen und die Entstehung einer Choreografie schenkt.