Wann: 01.02. 11:00
Wo: Tonhalle Düsseldorf
IN BEWEGUNG – Eine Rezension von Bastian
Die als „Musik-Tanz-Werkstatt“ angelegte Aufführung „In Bewegung“, die am 01. Februar 2015 in der Tonhalle Düsseldorf aufgeführt wurde, entstand buchstäblich zwischen zwei Welten. Auf der einen Seite war die Aufführung Teil des 8. Take-Off Festival: Junger Tanz und gleichzeitig wurde es in den Kontext des Festivals: Schönes Wochenende. Festival für Neues Hören eingebettet. Zu vermitteln, dass es dabei nicht darum geht, zwei Welten zu vermählen, die dann im Endeffekt trotzdem getrennt voneinander betrachtet werden sollen, ist den Veranstaltern gut gelungen. Was an diesem Sonntagmorgen zu sehen war, war genuin intermediale Arbeit, die Genregrenzen verschwimmen ließ.
Das Ensemble Garage wurde 2009 als ein junges Ensemble für Neue Musik gegründet. Das Projekt „In Bewegung“ entstand in Zusammenarbeit mit der Choreographin Gizella Hartmann und einer Gruppe von Jugendlichen.
Das Konzert beginnt mit einer Interpretation des Werkes Musique du tables von Thierry de Mey. Im Kontext der Veranstaltung wird sofort deutlich, wie sehr musikalischer Ausdruck mit Konzepten der Bewegung verwoben ist. In flüssigen Bewegungen klopfen, reiben und tippen Frank Riedel, Yuka Ohita und Annegret Mayer-Lindenberg auf Holzplatten und erzeugen dadurch eine erstaunlich vielschichtige und sanfte Komposition. Bewegung wird hier direkt in Klang übersetzt.
Nach dieser Einführung wird die Veranstaltung von jugendlichen Tänzern begleitet, die die Musik in Tanz umsetzen. Die zweite Komposition ist Les moutons de panurge von Frederic Rzewski. Sie wird in einer instrumentalen Besetzung mit Glockenspiel, Violine, Viola und Tenor-Saxophon vorgeführt. Mit routinierter Gelassenheit setzen die Tänzer feine Bewegungen um, die einen neuen, visuellen Zugang zu den Kompositionen der Neuen Musik ermöglichen und das Potential, das in dieser Art der Komposition steckt, offen legen. Der Tanz verbindet Elemente von klassischem Ausdruckstanz mit Elementen des Hip Hop-Tanzes. Musikalische und tänzerische Bewegung überschneiden sich, entfernen sich voneinander, um dann wieder zusammenzutreffen. Gerade die letzte Kompositon an diesem Morgen, Studies for strings von Simon Steen-Andersen, spielt besonders auf die Bedeutung von Bewegung für den musikalischen Ausdruck an. Die Komposition lebt vom flüssigen auf- und abstreichen der Geiger auf ihren Instrumenten, die dadurch Sounds erzeugen, die nicht direkt als musikalisch wahrgenommen werden. Den Abschluss des Konzertes bildet eine Improvisation auf der Grundlage von Samuel Becketts Fernsehballett „Quad“, die von den Tänzern in ein Narrativ über Situationen des Alltags verwandelt wird, die aus ihrem eigenen Leben zu stammen scheinen. Neue Musik wird hier zu einem Anstoß, sich auf künstlerische Weise mit der eigenen Identität und Prozessen der Persönlichkeitsbildung auseinanderzusetzen.
Wenn Jugendliche zu Kompositionen Neuer Musik, die normalerweise oft in einen elitären und hochkulturellen Kontext eingebettet wird, Elemente von Hip Hop-Tanz zeigen, dann zeugt das von einer Art der Aneignung, die innerkulturelle Barrieren überschreitet und so vor allem eins tut: die Lust am „Neuen Hören“ zu wecken. Genau das war das erklärte Ziel von „In Bewegung“, dessen Umsetzung dem Team um Gizella Hartmann und dem Ensemble Garage hervorragend gelungen ist.